Zeitschrift für Sozialforschung

Volume 5, Issue 3, 1936

A. Demangeon
Pages 364-371

La Géographie humaine
Sa place dans les sciences sociales; son objet; sa méthode

Im Gebiete der Sozialwissenschaften sind heute noch die Grenzen der verschiedenen Disziplinen unbestimmt : Richtungen, Methoden, Art der Arbeitsteilung ändern sich in den einzelnen Ländern mit den nationalen, historischen und ideologischen Bedingungen. Der Aufsatz von M. Demangeon stellt den Versuch dar, durch die Herausarbeitung der Eigentümlichkeit der von Vidal de la Blache gegründeten französischen Schule der „Géographie Humaine“ (zu deren Hauptvertretern der Verfasser gehört) der Klärung und Förderung der internationalen Zusammenarbeit zu dienen. Im ersten Teil zeigt der Aufsatz an Beispielen deutscher und amerikanischer Bücher, wie die geographischen Arbeiten in Ziel und Methode auseinandergehen, dann an Beispielen französischer Bücher, wie Arbeiten von Historikern und Nationalökonomen als Einführung in die „Géographie Humaine“ verwandt werden können. Nach Klarstellung der Ungewissheiten versucht der Aufsatz im zweiten Teil, das eigentliche Gebiet der Disziplin zu bestimmen. Als ihre spezifische Aufgabe betrachtet sie die Analyse der sozialen Gruppe in ihrem Verhältnis zum Naturmilieu. Im dritten Teil bringt D. die Methode auf vier Prinzipien : Zwischen Natur und Mensch herrscht kein blinder Determinismus ; unter den Möglichkeiten, die ihm die Natur bietet, wählt der Mensch ; die Georgraphie soll immer die territoriale Grundlage vor Augen haben ; sie soll nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit in Betracht ziehen ; endlich soll sie immer ihre Forschungsresultate mit ihrem besten Mittel, der Karte, zum sinnfälligen Ausdruck bringen. Deswegen ist in diesem Fach die Zeit der einsamen Genies vorbei, Kollektivarbeit ist heute auch hier das Gesetz der Wissenschaft. The author of this article, M. Demangeon, is one of the chief representatives of the French school of „Géographie humaine“ which was founded by Vidal de la Blache. The social sciences, their methods and the boundary lines of their subdivisions vary in the different countries with the different national, historical and ideological conditions, and it is the effort of this school to further international cooperation of the social sciences by correlating the specific national differences of their various disciplines with the given geographical conditions of their environment. The first part of the article illustrates in an analysis of German and American geographical books the divergences in aims and methods, and its attempt to show with examples from various French books the value of historical and economic investigations as an introduction to the „Géographie humaine“. The second part describes the chief task of the discipline as an analysis of the social group in relation to its natural milieu. The third part develops the chief principles evolved by the school, namely, that there is no blind determinism in the relationship between nature and man. Man has a choice among the possibilities presented by nature. Geography should translate the relationship between nature and man into terms of the territorial environment, with due regard to its present form, without, however, neglecting its past development.