Proceedings of the XXIII World Congress of Philosophy

Volume 26, 2018

Ontology

Matthias Warkus
Pages 99-106

Prädikatenlogischer und zeichenlogischer Veränderungsbegriff

Der traditionelle prädikatenlogisch fundierte Begriff von Veränderung als dem Unterschied im Wahrheitswert zweier Sätze, die sich nur in der Erwähnung verschiedener Zeitpunkte unterscheiden („Cambridge change“), ist als Werkzeug der deskriptiven Metaphysik, also zur Beschreibung lebensweltlicher Veränderung, nur nach erheblichen ontologischen Investitionen geeignet. Lebensweltliche Veränderung als Cambridge-Veränderungen zu beschreiben erfordert Mittel und Wege, sowohl Gegenstände als auch Eigenschaften sauber zu individuieren, zwischen veränderungsrelevanten und veränderungsirrelevanten (d.h. meistens: zwischen intrinsischen und extrinsischen) Eigenschaften zu unterscheiden, das Grundproblem der 3D/4D-Debatte zu lösen usw. Meiner Meinung nach kann ein zeichenlogisch und pragmatistisch fundierter Veränderungsbegriff, der auf der Zeichentheorie und der Pragmatischen Maxime von C.S. Peirce aufbaut, dieselbe oder eine größere Beschreibungsleistung mit wesentlich geringerem ontologischem Aufwand erbringen. Ich schlage hierzu vor, Veränderung als Objekt einer peirceschen (also: dreistelligen) Zeichenrelation zu rekonstruieren, in der das Repräsentamen und das Interpretans Handlungen bzw. Handlungsmöglichkeiten sind, die jeweils in Zeichenprozessen fungieren, die Kontinuanten wie Gegenstände oder stabile Vorgänge repräsentieren bzw. konstituieren. Diese Zeichenprozesse sind dabei als die jeweilige als „selbstanalysierende Handlungsregel“ strukturierte „Summe der Handlungsmöglichkeiten“, die nach Peirce jedweden Begriff ausmacht, zu verstehen.