Fichte-Studien

Volume 48, 2020

Fichtes Bildtheorie im Kontext, Teil II

Max Marcuzzi
Pages 160-170

Wie kann ein Bild frei sein? Wirken und Reflektieren in der Konstruktion des moralischen Bildes in der letzten Philosophie Fichtes

Fichte’s philosophy is known as a science of freedom since his first Wissenschaftslehre. But since the ego is interpreted as a mere picture in his late moral philosophy, we wonder how the passive image of a truly existing original (the Absolute) can be free. The answer suggested here is that the ego can be understood as a free being, if it is understood as being pure of every Non-I, as pure dynamic being, which cannot be bound to any substantial version of itself, and not even the form of the present. Seit seiner ersten Wissenschaftslehre ist Fichtes Philosophie bekanntlich eine Freiheitslehre. Sofern das Ich in seiner späten Moralphilosophie als einfaches Bild gedeutet wird, stellt sich jedoch die Frage, wie das passive Bild eines wirklich existierenden Originals (das Absolute) frei sein kann. Die Antwort, die hier vorgeschlagen wird, ist, dass das Ich als frei verstanden werden kann, wenn es als rein von jedem Nicht-Ich gedacht wird, als dynamisches Wesen, das an keine Bestimmung seiner selbst gebunden sein darf, auch nicht an die Form der Gegenwart.