Fichte-Studien

Volume 45, 2018

Mit Fichte philosophieren

Friedrike Schick
Pages 328-347

Fichtes Kritik des Reflexionsmodells von Selbstbewusstsein

Against the background of the criticism that the reflection theory of self-awareness has drawn from the Heidelberg School, a criticism first directed a Fichte, this article addresses the question of how Fichte’s reasoning in his Attempt of a New Presentation of the Wissenschaftslehre relates to the reflection theory of self-awareness. The question is motivated by the observation that Fichte seems to combine explicit criticism of this theory with affirmative adoption of some main features of the same. The article concludes that Fichte succeeds in pointing out an immediate self-awareness, consisting in the self-awareness in thinking, which is, however, not suited for functioning as a first cause of consciousness, and, if forced to function in this way, falls prey to the vicious circle object to the reflection theory. Vor dem Hintergrund der von der Heidelberger Schule im Anschluss an Fichte vorgelegten Kritik des sogenannten Reflexionsmodells des Selbstbewusstseins geht der Beitrag der Frage nach, wie sich Fichtes Argumentation im Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre zur Reflexionstheorie des Selbstbewusstseins verhält. Das Motiv zu dieser Studie liefert die Beobachtung, dass sich hier neben expliziter Kritik auch affirmative Aufnahmen der Reflexionstheorie zu finden scheinen. Im Durchgang durch das erste Kapitel kommt der Beitrag zu dem Ergebnis, dass es Fichte gelingt, in Gestalt der Selbstgegenwart im Denken ein unmittelbares Selbstbewusstsein auszuweisen, das allerdings nicht geeignet ist, in die Rolle des Grundes allen Bewusstseins einzutreten und, in diese Rolle versetzt, in den Zirkel der Reflexionstheorie zurückführt.